Zweimal im Jahr steht dein Pferd vor einer echten Herausforderung - dem FELLWECHSEL !! Während für uns nur Haare fliegen, bedeutet dieser Prozess für den Pferdekörper Höchstleistung – hormonell, stoffwechseltechnisch und ernährungsphysiologisch.
In diesem Blogbeitrag zeige ich dir, was genau im Körper passiert – und wie du mit gezielter Fütterung helfen kannst.
Inhalt
- Was passiert eigentlich im Pferdekörper beim Fellwechsel
- Warum ist der Fellwechsel besonders im Frühjahr so belastend
- Welche Pferde benötigen besondere Unterstützung
- Welche Nährstoffe sind jetzt besonders wichtig
- Wie du dein Pferd gezielt unterstützen kannst
Was passiert im Pferdekörper
Der Fellwechsel wird maßgeblich durch die Länge des Tageslichts (Photoperiode) gesteuert. Sobald die Tage im Frühling wieder länger werden (bzw. im Herbst kürzer), wird im Pferdekörper die Ausschüttung des Hormons Melatonin verändert, was über den Hypothalamus die Produktion neuer Haare anregt bzw. stoppt.
Gleichzeitig erhöht sich der Stoffwechsel, denn der Körper benötigt Energie, um alte Haare abzustoßen und neue nach zu produzieren. Auch das Immunsystem ist in dieser Zeit besonders gefordert.
Die Steuerung beginnt über eine bestimmte Drüse im Gehirn, die Zirbeldrüse. Diese misst die Dauer der Dunkelheit und reguliert die Ausschüttung des Hormons Melatonin.

- Frühjahr (Tage werden länger): Die Melatoninproduktion sinkt → der Körper schaltet auf Sommermodus → Winterfell wird abgestoßen
- Herbst (Tage werden kürzer): Melatonin steigt → das Gehirn registriert die bevorstehende kalte Jahreszeit → Winterfell wird aufgebaut
Der Hypothalamus aktiviert dabei über das endokrine System eine Reihe hormoneller Anpassungen, die den Haarfollikel zur Veränderung der Wachstumsphase anregen.
Während des Fellwechsels sind tausende Haarfollikel gleichzeitig aktiv – das ist für den Körper enorm energie- und nährstoffintensiv.
Warum ist der Fellwechsel im Frühjahr für Pferde belastender als im Herbst
Der Fellwechsel im Frühjahr ist für dein Pferd deutlich belastender als im Herbst, da das dichte Winterfell vollständig abgestoßen und durch feines Sommerfell ersetzt wird – ein Vorgang, der hohe Ansprüche an Zellteilung, Nährstoffversorgung und Stoffwechsel stellt. Hinzu kommt eine stärkere hormonelle Umstellung durch den zunehmenden Tageslichtreiz, eine erhöhte Belastung des Immunsystems sowie äußere Einflüsse wie Temperaturschwankungen, Pollenbelastung und die Umstellung auf Weidegras. All das macht den Frühlingsfellwechsel zu einer echten Herausforderung für den Pferdekörper – vor allem bei älteren oder stoffwechselempfindlichen Tieren.
📌 Mehr Umstellung im Frühjahr:
Das dichte Winterfell wird komplett abgestoßen und durch feines Sommerfell ersetzt – das bedeutet mehr Zellteilung, mehr Energieaufwand und höhere Nährstoffbedarfe.
📌 Stärkere hormonelle Reaktion:
Die zunehmende Tageslänge sorgt für einen deutlichen Abfall von Melatonin und aktiviert das Hormonsystem stärker als im Herbst.
📌 Höhere Belastung für Immunsystem & Haut:
Gleichzeitig müssen Stoffwechsel und Immunsystem auf Hochtouren arbeiten – häufige Folgen: Haarbruch, Schuppen, Juckreiz.
📌 Zusätzliche Umweltfaktoren:
Pollen, Temperaturschwankungen, Futterumstellung und Weidebeginn fordern den Körper zusätzlich heraus.
Welche Pferde sind besonders vom Fellwechsel betroffen – und warum?
Nicht jedes Pferd kommt gleich gut durch den Fellwechsel. Pferde mit gesundheitlichen Schwächen oder genetischer Disposition brauchen im Fellwechsel mehr Aufmerksamkeit – und die passende Unterstützung über die Fütterung. Je früher du reagierst, desto sanfter verläuft diese Phase für dein Pferd.
Ältere Pferde / Senioren
Mit zunehmendem Alter wird der Stoffwechsel träger, das Immunsystem weniger effizient und die Hormonregulation schwächer.
Der Fellwechsel dauert länger, das alte Fell wird schlechter abgestoßen, oft bleibt ein stumpfes oder verfilztes Haarkleid zurück.
👉Tipp: Diese Pferde profitieren besonders von zusätzlichem Zink, Vitamin E und hochwertigen Proteinen.
Pferde mit PPID (Cushing-Syndrom)
Die gestörte Hormonproduktion (v. a. ACTH) führt dazu, dass der Fellwechsel kaum oder gar nicht stattfindet.
Die betroffenen Pferde behalten oft ihr dickes, lockiges Winterfell über den Sommer hinweg und schwitzen schnell.
👉Tipp: Eine frühzeitige Diagnose und entsprechende Medikation sind entscheidend – zusätzlich hilft eine gezielte Fütterung mit antioxidativen Nährstoffen.
Stoffwechselempfindliche Pferde (EMS, IR, Hufrehe)
Diese Pferde reagieren empfindlich auf Futterumstellungen, Weidegras und Zuckerüberschüsse – gerade im Frühjahr.
Die Belastung durch Fellwechsel kann Entzündungsprozesse begünstigen und das Risiko für Hufrehe erhöhen.
👉Tipp: Zucker- und stärkearme Fütterung, kontrollierte Bewegung und angepasste Mineralstoffgaben sind jetzt besonders wichtig.
Robustrassen (z. B. Isländer, Shettys, Fjordpferde)
Diese Rassen entwickeln sehr dichtes Winterfell – entsprechend aufwendig ist der Fellwechsel.
Wird der Stoffwechsel nicht ausreichend unterstützt, kann es zu Juckreiz, Mauke oder Hautinfektionen kommen.
👉Tipp: Zusätzlich zur Fütterung hilft regelmäßiges Striegeln und ein Blick auf den Zink- und Schwefelhaushalt.
Pferde mit Nährstoffmängeln oder Verdauungsproblemen
Wenn Zink, Biotin oder Aminosäuren fehlen, zeigt sich das oft zuerst im Fell.
Das neue Haar wächst dünn, glanzlos oder brüchig nach.
👉Tipp: Heuanalyse & gezielte Mineralstoffversorgung – keine pauschalen Ergänzungen „ins Blaue hinein“.
Wichtige Nährstoffe im Fellwechsel (Tabelle zur Übersicht)

💡 Hinweis: So wichtig diese Nährstoffe im Fellwechsel auch sind – sie sollten nicht einfach „auf Verdacht“ zugefüttert werden. Jeder Pferdekörper ist anders, und was bei einem Tier sinnvoll ist, kann bei einem anderen zu einer Überversorgung führen.
Eine gezielte Ergänzung macht nur Sinn, wenn sie auf einer Rationsanalyse oder einer Beurteilung der aktuellen Fütterung basiert. So vermeidest du sowohl Unter- als auch Überversorgungen – und unterstützt dein Pferd genau da, wo es wirklich nötig ist.
Wie kannst du dein Pferd gezielt unterstützen?
Eine ausgewogene Fütterung ist die Basis, um dein Pferd gut durch den Fellwechsel zu begleiten – aber auch darüber hinaus kannst du einiges tun, um den Körper zu entlasten und die Umstellung zu erleichtern:
- Tägliches Striegeln fördert die Durchblutung der Haut, regt den Haarwechsel an und hilft beim Abtransport der abgestorbenen Haare. Gleichzeitig erkennst du frühzeitig Hautveränderungen, Schuppenbildung oder Juckreiz.
- Sanfte Massagen oder Fellpflege mit Noppenhandschuhen entspannen die Muskulatur, lösen Verspannungen durch vermehrtes Haaren und wirken zudem beruhigend.
- Regelmäßige Bewegung – sei es an der Hand, beim Reiten oder in der Führanlage – unterstützt den Stoffwechsel und den natürlichen Fellwechselprozess. Vor allem Pferde mit wenig Weidegang oder Paddockaufenthalt profitieren hiervon.
- Schutz vor Wetterextremen: Achte auf ausreichend Schutz vor Nässe und Kälte im Frühjahr oder starker Sonne bei verzögertem Fellwechsel – besonders wichtig bei Pferden mit PPID oder geschwächtem Immunsystem.
- Saubere, trockene Liegeflächen beugen Hautproblemen vor, die bei geschwächter Hautbarriere während des Fellwechsels häufiger auftreten können (z. B. Mauke).
All diese Maßnahmen unterstützen dein Pferd nicht nur körperlich – sie fördern auch das Wohlbefinden und stärken eure Bindung in einer Phase, die für viele Pferde anstrengender ist, als es auf den ersten Blick scheint.
Du bist dir unsicher, ob dein Pferd im Fellwechsel optimal unterstützt wird ? Gerne schaue ich mir gemeinsam mit dir die aktuelle Fütterung an und helfe dir dabei, die Versorgung individuell und bedarfsgerecht abzustimmen – im Stall oder online.
Ich freue mich auf deine Nachricht!
Deine Futterberaterin Ingrid 🐴🌾
