Optimale Ernährung für trächtige Stuten, Laktation und Aufzucht

Wie die richtige Fütterung trächtiger Stuten die Weichen für ein gesundes Fohlenleben stellt

Die Trächtigkeit ist eine der faszinierendsten Phasen im Leben einer Stute und legt den Grundstein für die Gesundheit und das Wohlbefinden des heranwachsenden Fohlens. Als Futterberaterin weiß ich, dass die Ernährung während dieser kritischen Zeit entscheidend ist, um sowohl die Mutterstute als auch euer ungeborenes Fohlen optimal zu versorgen.

Bedeutung der Ernährung während der Trächtigkeit:

Eine ausgewogene Ernährung trägt maßgeblich zur Entwicklung des Fohlens bei und unterstützt die Stute dabei, die zusätzlichen Anforderungen der Trächtigkeit zu bewältigen. Eine Unterversorgung mit essenziellen Nährstoffen kann zu Entwicklungsstörungen beim Fohlen führen, während eine Überversorgung das Risiko von Komplikationen wie beispielsweise einer übermäßigen Gewichtszunahme und damit verbundene Geburtsprobleme erhöhen kann.

Individuelle Beratung für optimale Ergebnisse:

Jede Stute ist einzigartig und hat individuelle Bedürfnisse, die sich aus ihrer Rasse, ihrem Alter, ihrem Gesundheitszustand und dem Stadium der Trächtigkeit ergeben. Als Futterberaterin arbeite ich eng mit den Pferdebesitzern zusammen, um einen maßgeschneiderten Ernährungsplan zu erstellen. Dieser Plan berücksichtigt alle wichtigen Aspekte wie Energiebedarf, Proteinqualität, Vitamine und Mineralstoffe sowie Spurenelemente. Wachsende Fohlen und laktierende Stuten tolerieren Fehlversorgungen deutlich schlechter als Pferde im Erhaltungsstoffwechsel oder bei leichter Arbeit, umso wichtiger ist es gerade in dieser Zeit auf eine richtige Ernährung zu achten.

Wie hoch ist der Energiebedarf einer trächtigen Stute?

In den ersten zwei Dritteln der Trächtigkeit benötigt eine Stute nicht wesentlich mehr Energie als sonst. Allerdings ist darauf zu achten, dass die Stute nicht zu dünn und nicht zu fett ist. Ein BCS von 5 – 6 wird empfohlen. Die Rippen müssen immer leicht fühlbar bleiben. Überfütterte Pferde erhöhen das Risiko für Schwergeburten, Koliken und Geburtsrehe und können das Osteochondrose-Risiko des Fohlens fördern.

Im letzten Drittel steigt der Bedarf deutlich an. Hier ist es wichtig, hochwertige Energiequellen wie qualitatives Heu oder spezielle Zuchtmüslis anzubieten, ohne dabei das Risiko einer Überfütterung einzugehen.

Welche Proteine braucht eine trächtige Stute und wieviel?

Proteine sind die Bausteine des Lebens und besonders wichtig für das Wachstum des Fohlens. Ich achte darauf, dass das verwendete Eiweiß hochverdaulich ist und alle essenziellen Aminosäuren in ausreichender Menge enthält.

Der Gehalt an präcaecal verdaulichen Aminosäuren im Rohprotein sollte sein:

  • Lysin    5,5%
  • Methionin 3%
  • Cystein 3%
  • Threonin 4,5%

 

Luzerne oder Sojaprodukte können hier sinnvolle Ergänzungen sein. Auch spielt das Eiweiß-Energie-Verhältnis eine wichtige Rolle. Gegen Ende der Trächtigkeit sollte es bei etwa 10:1 liegen.

Vitamine und Mineralstoffe:

Kalzium und Phosphor müssen in einem ausgewogenen Verhältnis stehen, um eine gesunde Knochenentwicklung beim Fohlen zu gewährleisten. Auch Vitamine wie Vitamin E und A spielen eine wichtige Rolle bei der Muskel- und Immunsystementwicklung. Ich stelle sicher, dass diese Nährstoffe in optimaler Dosierung vorhanden sind.

Spurenelemente:

Spurenelemente wie Zink, Kupfer und Selen dürfen nicht vernachlässigt werden. Sie sind entscheidend für zahlreiche Stoffwechselprozesse und beeinflussen unter anderem Haut-, Haar- und Hufqualität sowie die Fruchtbarkeit.

Geburtszeit:

Rund um den erwarteten Geburtstermin sollte der Verdauungstrakt nicht überladen werden. Es empfiehlt sich die Heumenge auf rd. 1,0 kg/100 kg KM zu reduzieren, damit der Verdauungstrakt während der Geburt nicht überladen ist. Ein vollständiger Futterentzug kurz vor der Geburt für 20–30 h kann jedoch eine vorzeitige Geburt mit lebensschwachen Fohlenauslösen. Nach der Geburt kann man geschrotete Leinsamen, Weizenkleie und Kochsalz bereitstellen, um die Darmtätigkeit zu unterstützen.

  

 

Laktation:

Nach der Geburt hat die Stute für die Produktion der Milch einen extrem hohen Energie- und Nährstoffbedarf. Sie produziert bis zu 15 bis20 Liter Milch am Tag. Daher ist der Energiebedarf vergleichbar oder sogar höher als bei einem Hochleistungspferd.

Die Stuten haben in der Zeit eine Futteraufnahmekapazität von ca. 2,5kg TS/100kg LM pro Tag.

Allerdings sollte die Futtermenge in den ersten Tagen nach der Geburt nur Schritt für Schritt gesteigert werden, da die Stute sonst zu viel Milch produziert und das Fohlen Verdauungsstörungen bekommen kann. Hingegen verzögert eine zu knappe Fütterung die Fohlenrosse.

 

 

 

Aufzucht:

 

In den ersten Lebensmonaten bezieht das Fohlen alle notwendigen Nährstoffe über die Muttermilch. Die Stute sollte daher weiterhin hochwertiges Futter erhalten, um ihre eigene Kondition zu halten und genügend Milch zu produzieren. Gutes Raufutter, spezielles Zuchtfutter und ein mineralstoffreiches Ergänzungsfutter sind hier empfehlenswert.

Das Fohlen beginnt schon früh, sich für festes Futter zu interessieren. Ab der zweiten Woche beginnt es spielerisch Weidegras oder Heu zu fressen und ahmt seiner Mutter nach. Während des zweiten Monats beginnt das Fohlen feste Nahrung zu sich zu nehmen. Ab diesem Zeitpunkt beginnt die Phase der Aufzuchtfütterung. Dieses sollte leicht verdaulich sein und alle wichtigen Nährstoffe enthalten, um das Wachstum zu unterstützen.

Ab diesem Zeitpunkt nimmt auch die Milchproduktion der Mutterstute ab.

 

 

 

 

 

 

 

Da das Fohlen während der ersten Monate besonders rasant wächst – bereits mit 1 Jahr erreichen die meisten Rassen ca. 90-93% der endgültigen Widerristhöhe - muss eine Unterversorgung unbedingt vermieden werden, um Wachstumsstörungen zu verhindern.

Wichtige Nährstoffe für das heranwachsende Fohlen:

  • Eiweiß:  Für den Muskelaufbau
  • Kalzium  und Phosphor:  Für starke Knochen
  • Vitamine:  Insbesondere Vitamin A für das Sehvermögen und Vitamin E für das Immunsystem
  • Spurenelemente:  Zink, Kupfer und Selen sind wichtig für Haut, Haare und Hufe

Absetzen des Fohlens:

 Das Absetzen ist ein entscheidender Schritt in der Entwicklung des Fohlens. Es ist wichtig, diesen Prozess behutsam zu gestalten, um Stress zu minimieren.

 Tipps für ein sanftes Absetzen:

  • Schrittweise  Reduzierung der Milchaufnahme:  Beginne einige Wochen vor dem  geplanten Absetzen damit, die gemeinsame Zeit von Stute und Fohlen  schrittweise zu verringern.
  • Anpassung  der Ernährung:  Das Fohlen sollte bereits an feste Nahrung gewöhnt sein. Nach dem Absetzen muss es ausreichend hochwertiges Jungtierfutter erhalten, um den Wegfall der Muttermilch auszugleichen.
  • Sozialer  Kontakt:  Sorge dafür, dass das abgesetzte Fohlen Kontakt zu anderen Pferden hat, idealerweise zu Gleichaltrigen oder einem ruhigen älteren Pferd als Gesellschaft.
  • Ruhe bewahren:  Vermeide weitere große Veränderungen während des Absetzens, um zusätzlichen Stress zu verhindern.

Nachdem das Fohlen abgesetzt wurde, benötigt es weiterhin eine sorgfältig abgestimmte Ernährung. Die Rationen sollten reich an Energie sein, aber gleichzeitig Übergewicht vermeiden, da dies die noch weichen Knochen belasten könnte.

Die Stute hingegen kann nach dem Absetzen wieder auf eine normale Erhaltungsration umgestellt werden. Achte darauf, dass sie langsam an die Umstellung gewöhnt wird, um Verdauungsprobleme zu vermeiden.

Eine durchdachte Ernährung legt den Grundstein für ein langes und gesundes Pferdeleben. Mit Geduld, Wissen und Liebe zum Detail könnt ihr euren Pferden einen optimalen Start ermöglichen.

Als Deine persönliche Futterberaterin stehe ich Dir zur Seite, um durch gezielte Empfehlungen und kontinuierliche Betreuung das Wohl Deiner Stute und ihres kommenden Fohlens sicherzustellen. Gemeinsam sorgen wir dafür, dass Deine Pferde bestmöglich versorgt sind – von Anfang an 🐴😊.

 

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